Die genauen Ursachen für das exzessive Schreien sind nicht vollständig geklärt. Alle Babys schreien – das ist völlig normal. Schließlich ist Schreien bzw. Weinen die einzige Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen und seine Bedürfnisse zum Ausdruck zu bringen.
Auch altersbedingte Reifungsprozesse können eine vermehrte Unruhe mit sich bringen. Babys lernen in den ersten Lebenswochen und -monaten mithilfe der Eltern bzw. der Bezugspersonen, das Schreien zunehmend besser zu regulieren. Dazu gehört auch, Umwelteindrücke zu verarbeiten sowie einen Schlaf-Wach-Rhythmus und Ernährungsgewohnheiten zu erlernen.
Man geht davon aus, dass Babys, die exzessiv schreien, diese Fähigkeiten noch nicht altersgerecht erlernt haben. Das exzessive Schreien wird daher zu den frühkindlichen Regulationsstörungen gezählt.
Die betroffenen Babys sind vermutlich sensibler und reagieren intensiver auf Reize als andere Babys. Das heißt, sie sind von Sinneseindrücken schneller überfordert und können sich schlechter beruhigen. Zudem schlafen sie meist weniger als andere Babys. Die Schreiattacken treten oft z.B. nach dem Füttern auf oder aufgrund von Übermüdung, wenn sie „überreizt“ sind. Auch die Anspannung und der Stress der Eltern, die sich daraus entwickeln, sind für die Kinder oft sehr deutlich spürbar.
Hinweis
Entwicklungsprozesse gelingen einigen Babys leichter, andere tun sich schwerer damit. Die Schreiattacken bei einem ansonsten gesunden Baby sind harmlos und vorübergehend. Sie können aber für die betroffene Familie sehr belastend sein.
Früher wurde angenommen, die Schreiattacken werden von Verdauungsproblemen und Blähungen des Babys ausgelöst - daher die veraltete Bezeichnung Dreimonatskolik. Heute geht man davon aus, dass Bauchschmerzen und Blähungen bei Schreibabys eher Folgen des übermäßiges Schreiens sind, da sie während des Schreiens vermehrt Luft schlucken. Nur fünf Prozent der Babys, die viel schreien, haben tatsächlich Probleme mit dem Magen-Darm-Trakt, wie z.B. Sodbrennen oder eine Milchunverträglichkeit.